In 4 Wochen fit für den Berlin Marathon

Nahezu in allen Fachzeitschriften habe ich die letzten Jahre Beiträge und Trainingspläne gesehen, mit welchen man angeblich in nur vier Wochen, fit für die Königsdisziplin, den Marathon, werden könne. Die Voraussetzung sei allerdings, ein dauerhaftes Basis-Training, bzw. eine solide Grundfitness.

Mal schauen, ob dies auch für mich machbar ist. Das soll allerdings kein geplanter Selbstversuch werden, sondern ist ein, aus einer Verletzung heraus geschuldeter Missstand. Durch eine Achillessehnen Entzündung, verursacht durch einen HM Wettkampf (am 26. Juli), wurde ich zu einer Trainingspause gezwungen.

Vier Wochen ohne Lauftraining! Nur Ausdauertraining im Cardiobereich eines Studios, Stepper und Indoor Bikes. Alle Einheiten nicht länger als 60 Minuten, allerdings verfeinert mit Stabilisationstraining. Grundfitness?

Zu meiner Entschuldigung kann ich anführen, vor dem HM war ich bereits bei 55 km Wochenpensum angekommen und habe mich sehr gut dabei geführt, ich wollte ja auch in Berlin meine Bestzeit angreifen und die letzten 8 Wochen mein bereits für Chicago erprobtes Trainingsprogram durchziehen. Aber manchmal kommt es anders als man denkt.

In der ersten Trainingswoche laufe ich an 5 Tagen, angefangen bei ca. 3 und gesteigert bis 10 km, immer mit einem „Ohr an der Achillessehne“. Laufe ich zügig, spüre ich ein leichtes Ziehen, manchmal auch ein Brennen im Bereich der Sehne. Laufe ich langsam, ist alles gut. Kein Problem, also vorsichtig weiter trainieren! Aber jetzt kommt 10 Tage Urlaub. Wir fahren in die Toskana. In dieser Zeit kann ich nur einmal die Laufschuhe schnüren, 10 km im Regen, die Luft ist klasse, die Muskulatur wird durchblutet. Ziel erreicht?

Zurück in Deutschland: noch 28 Tage bis zum Start auf der Straße des 17. Juni. Shit, wie schnell die Zeit vergeht! Das heißt, 3 Wochen Training, eine Woche tapering. Los geht die Vorbereitung für Berlin.

Tempo runter und Laufleistung hoch, km und km abspulen. 4 Laufeinheiten pro Woche und zur Entspannung zweimal Indoor Cycling. Es läuft ganz gut, allerdings vermisse ich Tempoläufe und Intervalle. Variationen gibt es bei den Tageszeiten. Am Wochenende Laufe ich mittags und an den Wochentagen morgens (Nüchternlauf) bzw. abends. Ankommen und vielleicht sogar Durchlaufen ist das Ziel für Berlin.

Die letzte Woche: Tapering. Die Spannung steigt, nur noch kurze Läufe, kein Risiko mehr. Und ab mit dem ICE nach Berlin.

Am Samstag noch mal kurz die Beine vertreten, man habe ich geeiert. Die ersten 2 km waren schrecklich.
Trotz flauem Gefühl im Magen freue ich mich auf Morgen. Positiv denken und Spaß haben ist und bleibt das Ziel für Sonntag.

Vollkommen entspannt und ausgeschlafen treffe ich mich in der Hotel Lobby mit Christian, mit unseren Damen gehen wir Richtung Brandenburger Tor. Die Spannung steigt, 45 Minuten bis zum Start. Kleiderbeutel am Erdinger Servicepoint abgeben und Richtung Startbereich. Startblock F. Ich glaube das wollen alle Läufer rein, hier wird es sehr eng- Staugefahr! Die Gitter werden aufgerissen und Kontrollen sind nicht mehr möglich, die Zeit bis zum Start wird knapp. Nein nicht wirklich, da unser Startblock erst um 9 Uhr 15 an die Startlinie gerufen wird.

Der Startschuss ist erfolgt und die zweite Welle läuft los, es kribbelt in den Beinen. Nicht zu schnell Starten, langsam Brauner, immer wieder die Kontrolle. Die Wade (Achillessehne) muss halten. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5:40 min/km wäre optimal.

Die ersten 5 km fühlen sich unrund an, die Sehne brennt (bin ich in Brennnessel getreten?), das ist keine Option für 42 km. Etwas Tempo rausnehmen und schauen wie sich das entwickelt. Irgendwo zwischen km 6 und 7 bekomme ich bereits Glücksgefühle, keine Brennen und keine Schmerzen mehr – das wird. Laufen und genießen.(siehe Laufbericht)

Bei km 40 laufen die 4 Stunden Zugläufer auf mich auf. Ein Blick auf die Uhr, die sind viel zu schnell, noch über 17 Minuten für
das letzte Stück, das kann nicht sein. Jetzt sehe ich, mein GPS ist falsch! Man soll sich bei einem Rennen nicht auf das GPS verlassen, entscheidend ist immer noch die Ziellinie und nicht die Anzeige auf der Uhr. Das GPS zeigt im Ziel 43,1 km.

Nun sehe ich das 40 km Schild am Straßenrand, jetzt passt auch das Tempo der Zugläufer. Ich erhöhe das Tempo, denn ich habe wohl zwischen km 35 und 40 etwas gebummelt, vielleicht klappt es doch noch mit einer finisher Zeit unter 4 Stunden.

Im Ziel 3:59:58 h; Pace 5:41 min/km; Punktlandung. 4 Wochen Lauftraining haben mir tatsächlich gereicht, um bei einem Marathon Spaß zu haben. Mein Trainingsprogramm ist vielleicht nicht für jeden das Gelbe vom Ei und ist sicher nicht zur Nachahmung empfohlen.

Ich glaube, das Wichtigste bei der Umsetzung eines so kurzfristigen Zieles ist es: Höre auf deinen Körper, sei nicht taub. Überfordere dich nicht, Regeneration ist wichtig. Und dann im Wettkampf: schätze deine Leistung (Tempo) richtig ein, überfordere dich nicht und genieße das Ereignis.

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