10. JVA Knastmarathon Darmstadt - Wer zählen kann ist klar im Vorteil

10. JVA Knastmarathon Darmstadt - Wer zählen kann ist klar im Vorteil
10. JVA Knastmarathon Darmstadt - Wer zählen kann ist klar im Vorteil
10. JVA Knastmarathon Darmstadt - Wer zählen kann ist klar im Vorteil
10. JVA Knastmarathon Darmstadt - Wer zählen kann ist klar im Vorteil
10. JVA Knastmarathon Darmstadt - Wer zählen kann ist klar im Vorteil
10. JVA Knastmarathon Darmstadt - Wer zählen kann ist klar im Vorteil
10. JVA Knastmarathon Darmstadt - Wer zählen kann ist klar im Vorteil
10. JVA Knastmarathon Darmstadt - Wer zählen kann ist klar im Vorteil
10. JVA Knastmarathon Darmstadt - Wer zählen kann ist klar im Vorteil

Am Sonntag, den 22. Mai, öffneten sich die Tore der JVA Darmstadt  zum Jubiläumslauf für 

ca. 180 externe Teilnehmer. Ein großer Teil der Läufer hatten lange Anfahrtswege, sie kamen aus:

Schweden, Portugal, Luxemburg, Österreich und aus der Schweiz. Ein paar Knastis von der JVA Diez,auch immerhin eine Strecke von ca. 100 km. Die Laufkollegen wurden in gepanzerten Kleinbussen chauffiert.

 

Nur wenige der deutschen Teilnehmer kamen aus der direkten Umgebung, die meisten hatten Anfahrtswege von mehreren Stunden. Trotz der beschränkten Teilnehmerzahl ist der Darmstädter Knastmarathon sehr beliebt.

 

Für mich war es, nach 2014, die zweite Teilnahme. (2015 war ich als Begleitperson anwesend) Der Lauf ist sehr gut organisiert und die Läufer werden auf der Strecke bestens betreut, es fehlt an nichts. 

 

Jeder Teilnehmer darf eine zuvor angemeldete Begleitperson mitbringen. Die „Einfahrtszeiten“ sind geblockt, Stau am Eingangstor wird somit ausgeschlossen. Ausweise sind mitzubringen, Mobile Telefongeräte sind am „Empfang“  abzugeben. Für Garderobe wird keine Haftung übernommen. Die Kontrollen sind wie am Flughafen, vielleicht etwas genauer. Drogensuchhunde eingeschlossen.

 

 

 

Nachdem der Einlass geregelt ist, dürfen wir in den Innenhof und unsere Startunterlagen abholen. Auch dieses Jahr bekommt jeder Teilnehmer ein personalisiertes Laufshirt.  Die Helfer unterscheiden sich nicht nur in ihren Aufgaben, es gibt Externe (Familienangehörige der Vollzugsbeamten) und Inhaftierte. Die Knastis tragen alle bordeaux rote Shirts und sind somit „gekennzeichnet“.  Hier entdecke ich einige bekannte Gesichter, „na ja, ich habe noch mal Nachschlag bekommen, aber im Sommer komme ich raus und dann nie mehr wieder rein.“ Hier spricht die Zuversicht, hoffentlich behält der Junge recht.

 

 

Das organisatorische ist geklärt und bis zum Start ist noch viel Zeit für small talk. 

 

 

 

 

 

Um 10 Uhr 10 fällt der Startschuss. Jeder Läufer hat nun 24 Runden zu laufen und wird wortgewaltig von Dieter Bremer (ehemaliger Streckenchef FFM Marathon) begleitet. Wie vor zwei Jahren steigen die Temperaturen während des Laufes bis auf 28 Grad Celsius. Wer sich heute nicht diszipliniert  und nicht für Kühlung sorgt, wird während des Rennes Probleme bekommen. An der Strecken werden an drei Stellen Schwämme mit kaltem Wasser angeboten und an der Verpflegungsstelle ausreichend Wasser und isotonische Getränke. Später werden auch Gels und Bananen gereicht. Die Verpflegung ist optimal, es fehlt an nichts. Während des Laufens steigen aber wieder einige Teilnehmer aus. Sie können sich im Ersthelferzelt, 10 Meter von Start und Ziel entfernt, versorgen lassen. Die Kollegen vom Roten Kreuz legen heute jede Menge Zugänge und verteilen Infusionen. Nach 500 ml „Salzwasser“ geht es den meisten wieder gut, einige bekommen sogar noch einen zweiten Beutel!

 

 

 

Ich bekomme heute  Probleme  anderer Art: Auf der Anzeigetafel kann ich meine gelaufenen Runden nicht erkennen, für meine Augen ist der Kontrast zu schwach und mein GPS zeigt mehr gelaufen km an, als ich tatsächlich gelaufen bin. Hier trifft der Spruch, vertraue nicht deinem GPS sondern warte auf die Ziellinie. Also die gelaufenen Runden zählen. Ich bin nun in der letzten Runde, nur noch kurz vor dem Ziel. Über die Ziellinie,  lasse mir die Medaille um den Hals hängen, bedanke mich für die tolle Organisation und schlendere völlig entspannt  zu meinen Freunden und meiner Lieben. Silvia schüttelt den Kopf und glaubt, hier stimmt was nicht. Ich, zurück zur Zeitnahme und lasse meine Rundenzahl prüfen. Mist! Verzählt. Nur 23 gelaufene Runden, da fehlt noch eine. Zurück auf die Strecke und noch mal Gas geben. Zum „zweiten Mal sehe ich die Ziellinie“, so endlich gefinished!! Dann kommt natürlich der Spruch:

„Jetzt willst du auch noch eine zweite Medaille?“

 

 

Durch das Intermezzo habe ich Zeit verschenkt.  Mit Platz 27  aber immer noch ein klasse Ergebnis erzielt. Zufrieden geht’s unter die Dusche und anschließend zur Massage. Bevor ich ausreise  führe ich noch einige Gespräche mit den Vollzugsbeamten.

 

Hier im Knast geht ein Gerücht um, der Lauf soll nur noch alle 2-3 Jahre organisiert werden, vielleicht wird das Projekt sogar ganz gestoppt. Ich hoffe es bleibt nur ein Gerücht, denn sowohl für die Gäste als auch für die Insassen würde ein tolles, kommunikatives und resozialisierendes Ereignis auf dem Laufkalender verschwinden.