38. Virgin Money London Marathon 2018
Die Erinnerungen an den April 2013 sind noch wach und ich freute mich auf ein absolutes Highlight, den London Marathon. Nirgends ist die Stimmung an der Strecke so unterstützend, aber auch fordernd wie im Vorzeigeland des Fairplays. Hier wird jeder gefeiert, egal ob Läufer oder "Spaziergänger".
Bei ca. 398.000 Anmeldungen wurden etwa 54.000 Startnummern vergeben. Am Start sind dann rund 40.000 Teilnehmer, die dieses Jahr von der Queen (aus der Ferne) auf die Strecke geschickt wurden. Der Start erfolgte im Greenwich Park. Die Strecke ging über die Tower-Bridge, durch die Docklands, am Tower of London vorbei und dann an der Themse entlang bis zum Buckingham Palace.
Die jüngste Teilnehmerin feierte ihren achtzehnten Geburtstag auf der Strecke, der älteste Teilnehmer war 87 Jahre alt. Jedes Jahr werden neue, verrückte Rekordversuche für das Guiness World Record Book angekündigt. Diese Jahr waren es deren 90 Rekordversuche.
Rob Pope (Startnummer 23587) zum Beispiel, lief nicht nur wie Forrest Gump, sondern sah auch genauso aus. Resultat: "Bestzeit in einem Filmkostüm".
( http://www.goingthedistancerun.com/ )
2018 sollte das schnellste Rennen der Geschichte werden, bei den Frauen waren sogar männliche Pacemaker erlaubt. Die Frauen starteten 45 Minuten vor den Männern. Sowohl die Männer (1:01:00) als auch die Frauen (1:07:16) waren bei Halbmarathon noch auf Weltrekordkurs, mussten aber der Hitze wegen Tribut zollen. (WÄRMSTES RENNEN ALLER ZEITEN). Der Temperaturen zur folge mussten mehr als 100 Starter in Krankenhäuser eingeliefert werden. Ein Teilnehmer, der 29 jährige Matt Campbell, starb trotz sofortiger Notversorgung.
Der beste britische Läufer, Mo Farah kam als Dritter ins Ziel und verbesserte den über 30 Jahre alten Landesrekord auf 2:06:21. Warum lief er wohl mit Armlingen? Vielleicht war ihm zu kalt. Hatten er vielleicht eine Wette verloren oder einen speziellen Sponsor?
Genug der Daten, nun zum Lauf
Ein Triumvirat aus dem Kreis Offenbach (Jörg, Julian und ich) machte sich wie viele tausend andere Läufer schon früh auf den Weg zum Startbereich im Greenwich Park. Wir starteten in der zweiten Welle aus der blauen Startlinie und mussten noch ca. zwei Stunden auf den Start warten. Die Spannung stieg. Sonnencreme ja oder nein? Noch was trinken und erneut auf das WC? Hier gibt es sogar Urinale für Frauen, d.h. kurze Warteschlangen für beide Geschlechter, sicherlich ein Vorteil für alle.
Dann ging es endlich los. Um 10 Uhr drückte die Queen, Live Übertragung von Windsor Castle, auf den Startknopf und die Gazellen begannen mit der Rekordjagd. Elf Minuten später ging die "Reise" auch für uns los.
Das untypische, sommerliche Wetter hatte vielleicht noch ein paar Zuschauer mehr an die Strecke gebracht als die Jahre zuvor, jedenfalls war bereits in Charlton und Woolwich die Hölle los. Die Zuschauer feuerten die Läufer lautstark an und brüllten deren, auf den Shirts gedruckten Namen. Julian Schreie hörten wir tausendfach, was ihn sicherlich noch mehr motivierte.
Das erste Highlight auf der Strecke erreichten wir bei km 10, das 65 Meter lange Segelschiff "Cutty Sark" (Baujahr 1869). Auch das Museumschiff war vollgepackt mit Zuschauern. Die Beine waren locker und ich lief mit einem Dauergrinsen im Gesicht auf meinen persönlichen Höhepunkt zu: Die Tower Bridge. 2013 dachte ich, ich schwebe über den Asphalt. Wie wird es dieses Mal sein?
Auf der Jamaica Road rechts ab, ein bisschen bergauf und da ist sie. Die Tower Bridge. Ich hatte Tränen in den Augen, vielleicht war es auch nur Schweiss. Die Zuschauer waren unglaublich, einfach nur zum geniessen.
Richtung Docklands wurde es hart, hier kamen uns auf einer Strecke von 2 km die richtig schnellen Jungs, auf der Gegenspur, entgegen. Die hatten jetzt schon 16 km Vorsprung, selbst wenn wir abkürzen könnten, waren sie von uns nicht mehr einholbar! Mist, ich bin zu langsam.
Die Temperaturen erreichten nun 26 Grad Celsius, Sonne pur. Zum Glück gab es an den Verpflegungsstationen genügend Wasser. Kühlen wurde wichtiger denn je. Bei km 30 bekam ich die ersten Probleme, die Beine wurden schwer, ich musste zum ersten Mal gehen. Vielen ging es ähnlich, einige machten Pause und ließen sich medizinisch behandeln. Egal wie der Trainingszustand war, es ist Renntag, da musste ich durch, ich lief ja schließlich London(Marathon).
Dann wurde es wieder besser, auf "The Highway" (ab km34,5), jetzt sahen wir die ganz "Langsamen". Auf der anderen Straßenseite war immer noch Rushhour. Ich hatte schon ein wenig Mitleid, aber nicht viel. Nein, eigentlich gar nicht, denn ich musste mich auf den Tower Hill konzentrieren, die stärkste Erhebung auf der zweiten Hälfte der Strecke. Eigentlich nicht der Rede wert, aber heute.....
Die Strecke verläuft bis Westminster nur noch an der Themse lang und schon war das London Eye in Sicht. Noch mehr Zuschauer, noch lauter. Wahnsinn!
An der Westminster Bridge rechts ab, nur noch wenige Meter bis St. James's Park. Die Strasse war geflaggt, Emotionen wohin man schaute. Der Buckingham Palace ist in Sicht, Meile 26. 400 Meter bis zur Finish Line. Nochmal die letzten Körner mobilisieren und mit stolzer Brust und absolutem Hochgefühl über die Ziellinie Laufen. Das war mein Wunsch und er ist zu 100 Prozent in Erfüllung gegangen.
Der London Marathon gehört zu den sechs Major Marathon Läufen. Das Ziel ist offiziell 8 Stunden geöffnet, so lange wie bei keinem anderen Major. Das Motto heißt "Run for Charity", hier wird von den Startern sehr viel Geld gespendet, auch hier gibt es jedes Jahr Rekordsummen. Die Briten fragen nicht nach der Finisher Zeit, sondern für wen und wie viel du gespendet hast.
Startnummern sind sehr schwer zu ergattern, die Ausländerquote liegt bei 7 Prozent. Davon ca. 300 Deutsche. Ob ich wieder komme? Mal schauen. Auf alle Fälle ein Muss für jeden Marathoni.
Starnummern gibt es über den Reiseveranstalter Interair.
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