Im Gespräch mit Dr. Otto Pecher, Leiter der medizinische-wissenschaftlichen Abteilung von Physioterm.  Er ist bereits seit 2006 als Berater für das Unternehmen tätig und hält regelmäßig Vorträge zum Thema Wärmebehandlung in der Medizin.

 

Wie funktioniert Wärmebehandlung und was bewirkt sie?


Die Wärmeregulation ermöglicht, dass die Kerntemperatur (Innere Organe, Zentralnervensystem) des Körpers in engen Grenzen (37°C) konstant gehalten wird (Homöothermie). Die Temperaturen in der Körperschale (Muskulatur, Bindegewebe, Gelenke) schwanken dagegen physiologisch in Bereichen von 20 – 34°C (Isothermen). Eine Anhebung dieser Schalentemperatur um 5 – 10°C geht mit einem deutlich erhöhten Stoffwechsel (van’T Hoff), einer Diffusionsstreckenverlängerung und somit einer verbesserten Gewebeversorgung einher.

Der Wärmeaustausch mit der Umgebung wird über die äußere Körperschale (Haut) geleistet, der Wärmetransport im Körper erfolgt ausschließlich über das Blut.

Bei Kälte wird die Durchblutung zur Haut hin gedrosselt. Der Wärmeverlust an der Haut (z.B. gibt der Mensch ständig Wärme in Form von Infrarot-C-Strahlung ab) wird begrenzt und der Rückstrom abgekühlten Blutes vermindert. Bei Hitze wird die Hautdurchblutung dagegen massiv erhöht. Die erhitzte Haut wird gekühlt und überschüssige, „innere Wärme“ an die Umgebung abgegeben. Gleichzeitig wird aber der Blutrückstrom zum Körperinneren reduziert, um einen Anstieg der Kerntemperatur zu vermeiden.

Sowohl in kalten als auch heißen Umgebungen wirkt also die physiologische Wärmeregulation einer beabsichtigten Wärmezufuhr – und vor allem einer Durchwärmung der Körperschale entgegen.

Ausgehend von der Humanphysiologie sind nur in der Thermoneutralzone (TNZ) Wärmeabgabe und -aufnahme ausgeglichen. In den Lehrbüchern wird die TNZ für einen unbekleideten, ruhenden Menschen mit 28° - 35 °C Lufttemperatur (bei 50% Luftfeuchte) angegeben. Bei diesen Bedingungen ist der Blutzustrom aus der Haut zum Körperinnern und umgekehrt durch Wärmeregulation nicht beeinträchtigt.

Entsprechende Untersuchungen legen nahe, dass Ganzkörperwärmeanwendungen oberhalb der Thermoneutralzone (klassische finnische Sauna, Biosauna, übliche IR-Kabinen) zum passiven Aufwärmen der Körperschale weniger geeignet sind. Eine Durchwärmung wird kaum oder erst spät erreicht. Die Herzkreislaufbelastung ist bei steigendem Temperaturbereich der Anwendung zunehmend höher.

Eine Abwandlung – mit dem Ziel einer belastungsarmen Durchwärmung – bietet die japanische WAON-Therapie. Hier wird der Anwender in einer üblichen IR-Kabine bei 60-50°C für nur 10-15 Minuten exponiert. Anschließend wird eine für 30-45 Minuten eine Wärmestaudecke verwendet, um schließlich einen thermischen Ausgleich (Tiefenwärme) im Körper zu erreichen. Einen anderen Weg geht das Physiotherm Prinzip

 

Beschreiben Sie bitte den Physiotherm Weg und warum kommen sie ohne die beschriebene Nachbehandlung aus?

Eine „optimierte“ Wärmeanwendung in der Trainingsvorbereitung wie auch Regeneration ist das Physiotherm Infrarot Prinzip.

Es vereinigt innovative Ansätze der Wärmeanwendung mit dem Ziel, die Wärmeanwendung besonders schonend, effizient und sicher zu gestalten. Drei wichtige Bausteine sind die Senso-Care-Technik, die patentierten, mit Lavasand gefüllten Keramikstrahler sowie die Niedertemperatur-Infrarottechnik.

Bei dieser speziellen Infrarotkabinentechnologie befindet sich der Körper in einem thermisch neutralen Umfeld (TNZ ab 27°C). Die eigentliche Wärmezufuhr erfolgt über ein Hautareal (z.B. Rückenbereich) von nicht mehr als ca. 10-12 % der Hautoberfläche.

Der patentierte Strahler gewährleistet ein gleichmäßiges und optimal abgestimmtes Bestrahlungsfeld. Die Steuerung des Strahlers erfolgt unabhängig von der Kabinenraumtemperatur. Die Bestrahlungsstärke wird der Wärmeaufnahmefähigkeit der Haut angepasst.

Hier stehen zwei Systeme zur Auswahl. Zum einen kann in der elektronischen Steuerung ein individuell programmiertes Profil der Bestrahlungsstärken über den Anwendungszeitraum hinterlegt werden. Zum anderen kann die Anpassung der Bestrahlungsstärke über die kontinuierliche und berührungslose Messung der Hauttemperatur erfolgen. Mit Hilfe dieses SensoCare-Systems passt sich der Rückenstrahler automatisch und kontinuierlich an die Wärmeaufnahmefähigkeit des Nutzers an.

Jede Infrarotstrahlung wird in der Haut absorbiert. Die Hautdurchblutung wird erhöht, das But kühlt die Haut und „nimmt die Wärme mit“ in den Körperkern. Dadurch steigt die Körperkerntemperatur langsam geringfügig an. Zum Abbau der „inneren Wärme“ erhöht der Körper schrittweise die Durchblutung der Peripherie (Muskulatur, Haut). Nach ca. 10 Minuten ist eine Erhöhung der Körperkerntemperatur um 0,1°C erreicht und die Durchwärmung der Körperschale beginnt.

Durch einfache Wärmeleitung wird zudem lokal der Rückenbereich in die Tiefe erwärmt.

Die Belastung des Herzkreislaufsystems bleibt gering.

 

 

Warum ist eine regelmäßige Nutzung der Physiotherm Kabine sinnvoll?

Zwar kann man heute in aller Regel voraussetzen, dass im semiprofessionellen wie auch im Laienbereich zumindest zeitweise eine Begleitung durch Trainer stattfindet. Doch auch verantwortungsbewusste Sportler können sogenannte Mikrotraumen nicht sicher vermeiden. Mikrotraumen sind kleinste Gewebeschäden, die die Muskulatur, Sehen, Bänder und Knorpel betreffen können.

Als Auslöser werden Überbeanspruchung und/oder eine mangelnde intramuskuläre Koordination angesehen. Werden sie nicht ausgeheilt, können die im Laufe der Zeit kumulieren und größere Beschwerden bzw. Funktionseinbussen nach sich ziehen. Während sich der Muskel durch einen ausgeprägten „Muskelkater“ bemerkbar macht, 

sind Mikrotraumen des Bandapparates oder des Knorpelgewebes selten so gut

spürbar. Zudem passen sich Sehnen, Bänder und Knorpel nur sehr langsam einer veränderten Belastungssituation an. 

 

Wie wirkt sich die Wärmebehandlung auf die Regeneration nach dem Training/Wettkampf aus?

Gerade nach der Belastung weist die Muskulatur einen erhöhten Tonus auf, der die Zufuhr von Nährstoffen und den Abtransport von Stoffwechsel- und Abbauprodukten erschwert und damit eine regenerative Versorgung des Gewebes behindert. Neueren Untersuchungen zufolge betrifft dies vor allem auch die Bereitstellung und Differenzierung randständiger Stammzellen, die den Ersatz geschädigter Muskelzellen verantwortlich sind.

Die bradytrophen Sehnen, Bänder und Knorpel haben zudem keine eigene Blutversorgung und sind auf die Zufuhr von Nährstoffen durch Diffusion aus dem umliegenden Gewebe angewiesen. Ein erhöhter Tonus behindert auch hier die Ernährung und regenerative Versorgung.

Einer Wärmeanwendung, die die Durchblutung und Versorgung im gesamten Organismus verbessert, den Stoffwechsel anregt und die Muskulatur entspannt kommt zur Unterstützung der Regenerationsphase eine entscheidende Bedeutung zu.

Es empfiehlt sich zur Regeneration direkt nach dem Sport eine milde Anwendung mit Hautzieltemperatur von 42°C über ca. 30 Minuten. Die Anwendung sollte je nach Belastungsintensität eine halbe bis eine (nach hoher Belastung) Stunde nach dem Sport stattfinden.

(5 Minuten Aufwärmen bei 50%, 10 Minuten auf 65%, anschließend für weitere 5 – 10 Minuten  70%, und mit 10 <Minuten bei 55-50% abschließen.

Die Kabine sollte auf 30°C Lufttemperatur vorgeheizt sein.

 

Abschließend lässt sich sagen, einer Durchwärmung des Körpers (Körperkern, Körperschale) ist im Kontext der Sportphysiologie gegenüber Wärmeanwendung im kneipp‘schen Sinne (z.B. Sauna, Biosauna, übliche IR-Kabine) der Vorzug zu geben. Zur belastungsarmen Durchwärmung ist neben der japanischen WAON-Therapie das Physiotherm Prinzip nutzbar.

Das Physiotherm Infrarot Prinzip macht die lokale und systemische Wirkung einer Tiefenwärme Durchblutung und Versorgung des Gewebes, regt den Stoffwechsel an, stärkt das Immunsystem und stellt vermehrt körpereigene schmerzlindernde Stoffe (Endorphine) bereit. Darüber hinaus unterstützt es ein meditatives Umfeld und begünstigt mentale Entspannungsverfahren.

Ferner zeigt sich bei praktisch allen Sportarten, dass der Rückenmuskulatur – neben der gezielten Aufwärmung und Dehnung beanspruchter Muskelpartien – eine wesentliche Bedeutung zukommt. Im Rückenbereich ist daher eine zusätzliche, lokale Erwärmung durch direkte Wärmeleitung sinnvoll.

 

 

 

Vielen Dank Herr Dr. Pecher für Ihre Zeit und die interessanten Informationen rund um das Thema Wärmebehandlung und Regeneration im Sport.